Pflegetipps für Ihre Antiqitäten
Manuel Gollek
Antiquitäten-Restaurator

Die Pflegetipps

Grundsätzliches

Viele meiner Kunden möchten bei Lieferung des restaurierten Möbels wissen, wie sie es denn nun am besten pflegen. Wenn es sich nicht um schlichte Bauernmöbel in Fichte handelt (die man problemlos hin und wieder einmal wachsen kann) lautet meine Antwort fast immer gleich:

"Bitte nur mit einem trockenen Staubtuch abwischen. Das ist alles!"

Meist erlebe ich dann großes Erstaunen: "Nur Abstauben?" Mehr ist wirklich nicht nötig (bei schwierigen, unzugänglichen Stellen (z.B. bei Schnitzereien o.ä.) benutzten Sie am besten einen weichen Pinsel! Alle handelsüblichen Möbelpolituren oder sonstigen Pflegemittel hinterlassen spätestens nach einer Weile fetthaltige Schlieren, die den Staub besonders anziehen. Diese Politur-Rückstände machen ein reibungsloses, fachmännisches Aufpolieren der Oberflächen schwieriger und zeitaufwendiger - und kosten somit bares Geld!


Bei akuten Problemen

Brüche

Es ist der Lauf der Dinge, daß sie kaputt gehen. Heute, im Zeichen der Heimwerker, ist die Versuchung groß, alles selbst in die Hand zu nehmen. Doch hier schlummert der Teufel im Detail: mein größter Feind ist UHU, dicht gefolgt von Pattex oder anderen, vermeintlichen "Superklebern". Die Bruchstellen sind damit schwer verunreinigt und halten in aller Regel nicht lange. Ist dies der Fall, gibt es die "hartgesottenen Bastler", die dann dem Bruch mechanisch zu Leibe rücken: dann wird geschraubt - oder noch schlimmer: grob genagelt! Dem kurzen Erfolgserlebnis folgt in der Regel recht bald die Ernüchterung: der Bruch geht wieder auf und der Katzenjammer ist dann umso größer! Wenn dann erst der Restaurator Hand anlegt, hat er seine liebe Not, mit derart vernagelten Stücken.

Also: auch hier verursachen gut gemeinte "do-it-yourself-Aktionen" Folgekosten, die vermeidbar sind, wenn man sich sofort an den Fachmann wendet.

Flecken

Wasser: Sollten Sie Ihre Blumen einmal etwas zu schwungvoll gegossen haben, ist dies kein Problem: einfach trockenwischen. Aber bitte seien Sie dabei gründlich und heben den Topf oder die Vase auch hoch, denn sonst bleiben "vielgeliebte" Wasserringe auf Ihrem Möbel eine dauerhafte Erinnerung.

Toilettenartikel: insbesondere Parfum, after shave, Eau de Cologne und dergleichen sind alles alkoholhaltige Essenzen, die klassische Schellack-Oberflächen sofort anlösen! Wenn Sie ein altes Stück in Ihr Bad integrieren wollen, können Sie das tun - nur achten Sie in eigenem Interesse darauf, daß dort, wo die Flacons stehen sollen, für einen geeigneten Untersatz gesorgt ist: in den meisten Fällen tut es eine einfache Glasplatte oder - wenn es der Stil des Möbels erfordert - Stein (Marmor, Sandstein, etc.)

Alkoholika: Ähnliches gilt, wenn Sie Ihre "Haus Bar" auf der Rokkoko-Kommode eröffnen: Nach dem Einschenken rinnt ganz gerne ein einziger, kleiner Tropfen unbemerkt an der Flasche entlang auf die Oberfläche des Möbels - und löst den Schellack an! Häßliche Flecken sind die Folge. Um dies zu vermeiden, postieren Sie am besten die Flaschen auf ein Tablett: das akzentuiert zum einen optisch und schützt ganz nebenbei die Oberfläche.

Mechanische Störungen

Schwer gängige Schubladen: mögliche Ursache ist öfter mal eine Überladung: für allzu viel Gewicht sind die klassischen Schubladenführungen einfach nicht ausgelegt! Vielleicht können Sie das ein oder andere ja doch in den Keller befördern - Sie werden merken, daß Ihre Schübe gleich leichter gehen... Die zweite Ursache ist eine mechanische Ermüdung: Laufleisten sind ausgescheuert und klemmen dadurch. Meist sind die Schubführungen am Korpus selbst ebenso in Mitleidenschaft gezogen, so daß Sie über kurz oder lang einen Restaurator aufsuchen sollten. In der Zwischenzeit hilft es, die Unterseite der Schübe (Laufleisten) zu wachsen. Ist eine Schublade allerdings bereits in sich instabil, verkantet sie naturgemäß! Hier hilft kein einfaches Hausmittel mehr - jetzt ist der Fachmann gefragt.

Klemmende Möbeltüren: knarzende Türen sind ein Ärgernis und lassen sich nur mit Glück "mal eben" beheben. Versuchen Sie die Schrauben an den Scharnieren nachzuziehen, das sollte ein wenig Abhilfe schaffen. Wenn Sie hier keinen Erfolg haben, prüfen Sie, ob das Möbel wirklich gerade steht: oft sind die Wände und Fußböden in Ihrer Wohnung / Haus nicht exakt "im Wasser" und so stehen alle Ihre Möbel unmerklich schief. Durch Unterlegen von kleinen Pappstreifen wirken Sie entgegen. Falls alles nichts hilft, ist ein Nachschleifen und erneutes Einpassen erforderlich (wenn nicht der gesamte Korpus neu verleimt werden muß!)


Ein Wort zum Schluss

Anitiquitäten sind kulturelles Erbe, Sie sollten Sie schützen und pflegen um den Wert nicht nur zu erhalten, sondern auch zu steigern! Wenn Sie gut einkaufen, bezahlen dafür in aller Regel nicht unbedingt mehr, als für ein solide gemachtes Möbel aus einem guten Einrichtungshaus - mit dem Unterschied, daß Ihre Antiquitäten nie an Wert verlieren!

An alle Ingeborg`s: manchmal sind einem die eigenen vier Wände etwas zu gewohnt geworden und man möchte zu Pinsel und Farbe greifen, um für Tapetenwechsel zu sorgen. Sie sollten dabei aber unbedingt vor Ihren Antiquitäten halt machen! Der Aufwand, ein gestrichenes, altes Möbel wieder in den Originalzustand zu versetzten ist beachtlich! Und bevor es denn unbedingt sein muß, lassen Sie sich beraten und fragen Sie den Fachmann.

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